Mixed Media
Theorie
„Mixed Media“ ist ein Oberbegriff für Kunstwerke, bei denen mehrere unterschiedliche Medien kombiniert worden sind. Ein Beispiel hierfür wäre der Einsatz von verschiedenen Farben wie Öl- oder Sprühfarbe zusammen auf einer Leinwand. Im Gegensatz zur multimedialen Kunst wird hierbei eher auf traditionelle Techniken und Materialien gesetzt. Bei Multimedia-Werken hingegen werden neue Medien wie beispielsweise programmierte Computer, Videoinstallationen oder Audioaufnahmen verwendet. Doch in der Kunst stehen klassische Arbeitsmaterialien der Technik nicht nach: Unterschiedlichste Kombinationen von Farben und Materialien fächern das Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Die völlige Freiheit in der Wahl des Materials und der Technik gibt Künstlern die Option, neue, individuelle Werke zu schaffen.
Besondere Formen von Mixed Media sind unter anderem die Collage (Bsp.: Abb. 1) und die Assemblage (Bsp.: Abb. 2). Bei einer Collage werden unterschiedliche Ausschnitte aus Papier oder anderem Material übereinander geklebt, um so ein neues Bild zu schaffen. Oft werden hierfür Zeitungsausschnitte oder dünne, bunte Papiere benutzt, möglich sind jedoch alle denkbaren Materialien. Auch dünne Holzplatten, Pappe oder Stoffe finden Verwendung. Diese werden auf einer Leinwand oder einem anderen Malgrund aufgeklebt und kombiniert. Assemblagen sind dreidimensionale Werke. Verschiedene Gegenstände, Materialien oder Objekte werden miteinander verbunden und miteinander oder an einer Grundplatte befestigt. Die dabei entstehenden Werke haben eine räumliche Tiefe und gelten als Erweiterung der Collage-Technik.
Mixed Media Art tritt Anfang des 20. Jahrhunderts in Erscheinung. Bekannte Künstler wie Pablo Picasso beginnen, neben der Malerei auch noch mit anderen Medien in ihren Werken zu arbeiten. Picasso fertigt 1912 das „Stillleben mit Rohrstuhlgeflecht“, bei welchem er mit Öl auf ein Wachstuch malt und es später auf einer Leinwand mit einem geflochtenen Seil umrahmt. Dieser Rahmen nimmt auch erkennbaren Bezug auf den Bildinhalt, welcher fragmentarisch eine real anmutende geflochtene Fläche zeigt. Durch die Kombination von gemalten Alltagsgegenständen auf dem Wachstuch und dem reellen Objekt sprengt Picasso den klassischen Bildrahmen. Er lenkt den Blick von der zweidimensionalen Bildfläche weg und zeigt das Kunstwerk als Gesamtes. Damit erweitert er seine Projektionsfläche und verschafft sich so mehr künstlerischen Spielraum. Picasso und weitere Pioniere seiner Künstlergeneration ebneten mit ihren Werken den Weg für ein facettenreiches Spektrum an Mixed-Media-Werken und unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten.
Ein späterer Künstler, der ebenfalls mit Mixed Media in seinen Werken experimentierte, ist der 1932 geborene Gerhard Richter. Bei seiner Bilderreihe „Firenze“ aus dem Jahr 2000 übermalt er Farbfotografien mit Öl. Die angemischten Farben, welche zum Großteil dem Hintergrund ihre Farbtöne entnehmen, drängen sich in den Vordergrund des Bildes. Sie schaffen zwei Ebenen, auf denen sich der Bildinhalt abspielt und harmonieren gleichzeitig mit der Fotografie. Mit unterschiedlichsten Ausführungen der Malereien bemalt er unter anderem 99 Mal denselben fotografischen Hintergrund. Die Malerei macht die Bilder einzigartig und voneinander unterscheidbar. Das Foto ist unentbehrlich für das Werk, aber jederzeit reproduzierbar.