Reliefs
Künstlereinführung
Der Künstler Martin Spengler nutzt für seine Reliefarbeiten ein eher ungewöhnliches Material: Aus Wellpappe lässt er dreidimensionale Ansichten von beispielsweise Hochhaussiedlungen, einer verschachtelten Industrieanlage oder einer sich bewegenden Menschenmenge entstehen. Mit seinen Arbeiten nimmt er alltägliche Szenen in den Fokus. Was seine Werke alle miteinander gemeinsam haben: Sie heben Strukturen hervor. Spengler zerlegt sowohl Bauwerke als auch soziale Phänomene optisch in ihre einzelnen Bestandteile.
Seine Motive findet Martin Spengler überall: draußen, in Zeitungen oder im Internet. Sein Augenmerk liegt hierbei darauf, welche Beziehung einzelne Teile zum Gesamten haben. Eine seiner Arbeiten zeigt einen strömenden Fischschwarm, zu welchem sich unzählige kleine Fische formiert haben. Ihr Gruppenverhalten macht aus einer Vielzahl zerstreuter Individuen eine große, dynamische Masse, die unteilbar scheint.
Spenglers Relief „Fahnen“ zeigt ein Meer aus geschwungenen Flaggen. Die Stäbe, an denen sie befestigt sind, neigen sich in verschiedene Richtungen, man sieht, wie Wind die Fahnen flattern lässt. Der Fokus seiner Arbeit liegt voll auf den Flaggen, die Menschen darunter, die sie halten, vielleicht bei einer Demonstration, können wir nur vermuten. Spengler lässt die Bewegungen einer solchen Szene in seinen Reliefs anschaulicher wirken, als es ein Foto könnte. Dabei spielt die Tiefe der Reliefs und der daraus entstehende echte Schatten eine wichtige Rolle.
Ähnlich scheint es bei einer Szene aus dem Stadion. Bei einer La-Ola-Welle reißen die Zuschauer jubelnd ihre Arme in die Höhe. Während einige noch auf ihren Einsatz warten, haben die Menschen einen Block weiter schon euphorisch die Arme oben. Dicht an dicht stehen die Besucher beieinander. Die Spannung breitet sich auf dem gesamten Relief aus. Die näherkommende Welle und die Emotion der Menge werden spürbar.
Mit Werken wie „Achterbahn“ wirft Spengler einen Blick auf architektonische Strukturen. Die Stahlträger dienen zwar nur dem Zweck, die Achterbahn aufrecht zu erhalten, doch entsteht durch sie auch ein Muster. Diesem Muster verleiht Spengler einen künstlerischen Wert.
In der Werkreihe „Kathedrale“, die in Anlehnung an den in seiner Heimatstadt stehenden Kölner Dom entstanden ist, rücken auch die charakteristischen gotischen Stilelemente in den Vordergrund. Jeder der Ausschnitte zeigt die Domfassade aus einer anderen Perspektive.
Um Werke wie diese entstehen zu lassen, nutzt Spengler Wellpappe, die er in mehreren Schichten aufeinander klebt. Auf der obersten Pappe montiert er eine Kopie seiner Skizze. An dieser orientiert er sich, wenn er mit Skalpellmessern Formen und Umrisse einschneidet. Je nachdem wie weit das Relief an verschiedenen Stellen in die Tiefe gehen soll, entfernt er Schichten der Wellpappe.
Seine Ideen für die Motive entnimmt er zumeist Fotografien. Auf Basis der Fotos zeichnet er dann Vorlagen für seine Reliefs, in denen er die für ihn wichtigen Linien und Umrisse herausarbeitet.
Um alle Details des Motivs zurechtzuschneiden, braucht es viel Geduld und Genauigkeit. Stück für Stück wird aus der zweidimensionalen Skizze ein dreidimensionales Relief.
Nachdem er die Wellpappe in die gewünschte Form geschnitten hat, trägt er Gesso, eine weiße Farbmischung, auf. Abschließend zieht er die Konturen mit Graphit nach.
Durch die Tiefe des Reliefs entsteht echter Schatten, der die Motive noch plastischer wirken lässt. Auf der weißen Farbe wirkt dieser Effekt besonders beeindruckend.