Unikat IX - Ki Yoon Ko
Experiment und Präzision
Das Werk von Ki Yoon Ko ist wie sein persönlicher Lebenslauf – vielfältig und von unterschiedlichsten Eindrücken und Kulturen geprägt.
Ki Yoon Ko wurde in Korea geboren und zog im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie in die USA, wo er später zunächst das Studium der Malerei und dann der Illustration aufnahm. Am San Francisco Art Institute
entwickelte er schließlich seine eigene und ganz individuelle Technik: das Bestäuben bzw. Bespritzen von Malgründen mit verdünntem Graphitpulver.
Im Jahr 2002 entschied sich Ki Yoon Ko für Hamburg und im selben Jahr kam es hier auch zu einer künstlerisch bedeutsamen Begegnung. Die junge Dame, die ihm eines Abends auf der legendären Reeperbahn quasi in die Arme lief, porträtierte er mit seiner Suzi-Reihe insgesamt achtzehn Mal. Durch seine aufwändige Technik arbeitet er bis zu zwei Monaten an einem Bild; der Werkzyklus ist über neun Jahre entstanden.
Grundlage der großformatigen Portraits sind Fotografien, die er von Suzi machte. Diese setzte er dann mit seiner einzigartigen Maltechnik um. Das Ergebnis sind faszinierend lebendige, fotorealistische Darstellungen,
die ihn international bekannt machten.
Ebenso wie er in seinen Werken Dinge auslässt, um andere zu betonen, sich auf Bildausschnitte konzentriert, um damit eine Wiedererkennung des Ganzen zu erreichen, gibt er dieses stilistische Element an seine Betrachter weiter. Auf sympathisch bescheidene Art erläutert er seinen künstlerischen Ansatz: „Ich möchte dem Betrachter Raum zur Interpretation meiner Werke geben und die individuelle Sichtweise und
das Verständnis von Bildern nicht durch Titelgebungen einschränken.“
Seine fotorealistische und akkurate Technik hat er durch die Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern in den letzten Jahren in einen experimentellen Kontrast gesetzt. In der Zusammenarbeit mit Gabriel Dubois werden seine plastisch fein komponierten Arbeiten im Urban-Art-Stil geometrisch flächig und ornamental in intensiver Farbigkeit kontrastiert. In den „Collaborations“, zusammen mit Igor Maier, konzentriert sich Ki Yoon Ko auf Silhouetten, Gesichter oder Personen, die
dann von Maier mit abstrakten, geometrischen Formen, Stickern und Folien ergänzt werden. Bei „SLICE“ begegnen wir Bildern wieder in Ausschnitten, scheinbar real, die sich dann aber aufzulösen scheinen und aus spontanen Farbergüssen wieder auftauchen.
In seiner neusten Werkreihe „Experimental“ arbeitet er frei, hat sich von Installationen und Skulpturen inspirieren lassen. Das Ergebnis sind farbgewaltige Werke, die surreal anmuten und uns wieder eine neue und ganz andere Seite des Künstlers aufzeigen.
Ki Yoon Ko steht für Veränderung in der Malerei. Er möchte sich weiterentwickeln, sich entdecken, seine Kunst ständig neu hinterfragen, die eigene „Komfortzone“ verlassen. Die Begleitung dieser künstlerischen Entwicklung wird sicherlich auch für uns eine Bereicherung sein.
Dr. Anke Brack