Werkreihe - XVII – Jay Gard
Formfragen.
Bestimmt haben Sie schon einmal von der Angst vor der weißen Leinwand gehört. Sicherlich können viele von Ihnen den Druck nachvollziehen, dem ein Künstler sich ausgesetzt fühlen muss, täglich etwas zu produzieren, was zudem dann im Optimalfall auch noch einzigartig und von besonderer Originalität ist. Denn je nach Perspektive fußt alles, was gegenwärtig entsteht, auf vierzigoder zumindest viertausend Jahren Kunst und Kulturgeschichte und selbst die Moderne währt schon weit über ein Jahrhundert. Man könnte also meinen, da ist alles schon gemalt und jede Form auserzählt. Wohl also dem, der Sammler sein darf und nicht Künstler werden muss.
Jay Gard jedoch hat sich für letzteren Weg entschieden und begegnet dieser Herausforderung scheinbar mit großer Leichtigkeit. Blickt man auf sein Werk, könnte man meinen, das alte Strategen-Sprichwort ‚Wenn Du einen Gegner nicht besiegen kannst, umarme ihn‘, läge seinem künstlerischen Ansatz zu Grunde. Sein Werk ist eine Fundgrube für Kunsthistoriker, die hieran ihre Expertise in Epochen und Stilrichtungen unter Beweis stellen könnten.
In seiner Arbeit stellt er die Frage nach dem Urbeginn menschlichen Gestaltens. Auf seiner künstlerischen Forschungsreise lässt er sich dabei nicht von Konventionen einschränken. Dimensionen wie Kunst oder Design nimmt er als Grenzen höchstens beim konsequenten Überschreiten wahr. Darum wissend, nicht im luftleeren Raum zu agieren, greift er selbst für unsere Unikat-Werkreihe auf Stilelemente der Antike, des Barock oder des Rokoko zurück. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen, die Unikat Doppelreihe aus einem Skulpturen sowie einem Gemäldezyklus vor diesem Hintergrund sowohl zu genießen, als auch zu analysieren.
Jay Gard hat am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn im New Yorker Studio des visionären Utopisten Tom Sachs an der Lower Eastside als Atelierassistent gearbeitet. Was die beiden eint, ist die parallele exzessive Zuspitzung von Ernsthaftigkeit und Humor, die beide im Zenit ihres Werkes immer wieder zu einer kongenialen Entladung führen. Was aber befähigt einen Künstler zu dieser Gabe? Zweifelsohne ist es die Perfektion in der Beherrschung des künstlerischen Handwerks. Auf diesem festen Fundament ist dann fast alles möglich. Eine Space-Mission ebenso, wie die Zeitreise an den Beginn der Kreativität